Das ist unser Projekt:
Überblick des Konzeptes „Solidarität macht Schule“ Kannaré / Niger 2009
Das Projekt „Solidarität macht Schule“ der Beruflichen Schule Recycling- und Umwelttechnik (G8 Hamburg) leistet seit vier Jahren mit seiner „Entwicklungszusammenarbeit auf Gegenseitigkeit“ sowohl einen praktischen Beitrag zur Entwicklung in den Ländern Niger und Mali, indem durch Schulsanierung, Schulneubau und Installation von Photovoltaikanlagen die Bildungssituation von afrikanischen Dorfkindern verbessert wird, als auch in der Kompetenzentwicklung von benachteiligten Jugendlichen in Hamburg. Das Auslandsprojekt ist eingebettet in das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) „Lernwerkstatt Holzwerkstatt“. Vom 20.01. – 03.03.09 werden wir mit 10 Schülerinnen und Schülern nach Kannaré reisen und dort ein neues Schulgebäude errichten.
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Hamburg |
Kannaré |
September 08 Ausgangslage |
Jugendliche, die im allgemeinbildenden Schulsystem gescheitert sind und ihre Schulpflicht noch nicht erfüllt haben, beginnen das BVJ. Die Gründe dafür finden sich in zahlreichen, in ihren Dimensionen und Qualitäten stark unterschiedlich ausgeprägten Defiziten dieser Jugendlichen, aber auch in widrigen Lebensumständen im näheren oder weiteren sozialen Umfeld. Dennoch besitzen diese Jugendlichen auch Stärken und individuelle Fähigkeiten, die beim bisherigen Schulbesuch nicht zur Entfaltung kamen oder, sofern sie erkennbar wurden, nicht für die Arbeitsweise der besuchten Schulform genutzt werden konnten. An diesen Stärken setzt das Projekt an. |
Das Dorf Kannaré liegt im nigrischen Busch, Stunden von der Hauptstadt entfernt. Es gibt außerhalb der Schule keinen Strom, kein fließendes Wasser, keine Läden und keine befestigten Straßen .... Die Schule ist durch ständigen Mangel gekennzeichnet. Die Gebäude bestehen aus einem festen Schulgebäude mit drei Klassenräumen (Grundsanierung Projekt 2006), zwei neuen gemauerten Klassenräumen (Projekt 2007 + 2008) und einer Strohhütten. Drei Klassenräume und der Hof wurden durch eine von uns im Frühjahr installierte Photovoltaikanlage mit Beleuchtung und Steckdosen versehen Die Strohhütte wird jährlich durch die Regenzeit zerstört und muss anschließend neu aufgebaut werden. Es werden ca. 300 Mädchen und Jungen bis zur sechsten Klasse unterrichtet. |
Ziele |
Schulische Berufsvorbereitung geht an der G8 weit über die Vermittlung fachlicher Inhalte hinaus und leistet vielfältige Verknüpfungen. Diese sind u.a. Aufbau und Verstärkung der Handlungskompetenz der Jugendlichen, bei der fachliche und allgemeine sowie praktische und theoretische Dimensionen gleichermaßen integriert sind. Der Bildungs- und Erziehungsauftrag der G8 beinhaltet u.a.: Stärkung der Bereitschaft von Schülern zur Toleranz, Gerechtigkeit und Solidarität sowie die Stärkung der Fähigkeit, das eigene Wohlbefinden und das anderer Menschen zu wahren. Befähigung der Schüler, an der Gestaltung einer der Humanität verpflichteten Gesellschaft verantwortlich mitzuwirken. Förderung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit. Stärkung von Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft. |
Die Ausgangsbedingungen zum Lernen sollen für die Kinder im Dorf verbessert werden. Dazu gehört u.a., dass sie die Möglichkeit erhalten in „echten“ Klassenräumen zu lernen, die mit Stühlen, Tischen und Tafeln ausgestattet sind. Darüber hinaus soll der Raum konstruktiv an die klimatischen Bedingungen angepasst sein. |
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Hamburg |
Kannaré |
September – Dezember 08 Vorbereitungsphase |
Ausgangspunkt ist das Holzrecycling alter Schultische aus Hamburger Schulen, aus denen die Schüler hochwertige Verkaufsobjekte herstellen, die sie auf Kunsthandwerkermärkten verkaufen. Der Erlös dient als Eigenbeitrag zur Finanzierung des Projektes „Solidarität macht Schule“. Gleichzeitig informieren die Jugendlichen die Marktbesucher über die Lebenssituation von Gleichaltrigen in Niger. Neben fachlichen Inhalten eignen sie sich Grundzüge der „Lokalsprache“ Djerma an. |
Nach der Erntezeit beginnt die Bevölkerung Steine für den Bau der Schule herzustellen. Nach Anlieferung des Zementes aus der Hauptstadt wird Sand aus dem nahe gelegenen ausgetrockneten Flussbett geholt. Per Hand wird eine Mischung hergestellt und in Eisenformen gedrückt. Nach dem Umstülpen der Form, liegen die Steine die folgenden Wochen zum Trocknen in der Sonne. Der Ältestenrat stellt Pläne auf, an welchen Tagen die jeweiligen Dorfteile dafür zuständig sind, die Baustelle mit Wasser, Sand etc. zu versorgen. |
Januar – März 09 Bauphase |
Am 20.01. verlassen die Schüler Hamburg und machen sich auf den Weg nach Kannaré, in den Busch Nigers. Sie leben und arbeiten die nächsten sechs Wochen gemeinsam mit der dortigen Bevölkerung unter einfachsten Bedingungen. Ab dem 22.01. soll die Arbeit in Kannaré beginnen. Eine Grube für das Fundament wird ausgehoben, parallel werden Schalungen gebaut, Bewehrungsstähle geflochten, Sand geholt, Zement per Hand angemischt, Steine vermauert… Innerhalb der nächsten Wochen soll so Stück für Stück ein neuer Klassenraum entstehen. Es steht nur ein begrenzter Zeitrahmen zur Verfügung, das Ziel ist hoch gesteckt – für den 02.03. ist die Übergabefeier geplant. Die Schüler werden in allen Phasen gemeinsam mit den Menschen aus dem Dorf zusammen arbeiten. Wenn wir zum Einkaufen in Niamey sind und die Internetverbindung im Internetcafe funktioniert, werden die Schüler aktuelle Berichte veröffentlichen (http://www.afrika-09.de.ms/) Einzelheiten zum letzten Projekt finden sich auch auf der Website der Schüler unter www.solidaritaet-macht-schule.de.tl |
April – Juli 09 Nachbereitungsphase |
Zurück in Hamburg erstellen die Schüler eigenständig eine Website, die über das Projekt informiert. Sie erstellen eine Powerpoint Präsentation und einen Kurzfilm mit dessen Hilfe sie auf verschiedenen Veranstaltungen inner- und außerschulisch über ihr Projekt berichten. Die Jugendlichen planen und organisieren selbstständig die Teilnahme an einem großen Stadtteilfest in Altona. Ihr Engagement reduziert sich nicht nur auf die Schulzeiten, sondern die Arbeit am Projekt wird zur ehrenamtlichen Beteiligung und Teil ihrer Freizeitgestaltung. |
Kannaré hat ein neues Schulgebäude, auch wenn im Juni der erste kräftige Regen fällt muss deshalb kein Unterricht ausfallen. Die Schüler und Lehrer haben die verlässliche Möglichkeit auch nach kräftigen Gewittern weiter kontinuierlich in einem Raum zu lernen und zu lehren. Ihnen stehen große Tafeln, Tische und Bänke zur Verfügung. Wir hoffen, dass sich die von uns in den letzten Jahren beobachtete Tendenz im Dorf fortsetzt und sich immer mehr Eltern entscheiden, ihre Kinder in die Schule zu schicken. |
August – Oktober 09 Übergabephase |
Auch über Schulentlassung hinaus werden die Schüler nachhaltig Verantwortung für das Projekt übernehmen. Sie werden Anfang September mit einem Infostand an dem Afrikafest „Alafia“ in Hamburg teilnehmen. Nachdem neue Jugendliche im August 2009 im BVJ eingeschult werden, haben die ehemaligen Schüler die Aufgabe das Projekt an ihre Nachfolger zu übergeben. Sie informieren und diskutieren mit den neuen Schülern und führen sie in den Projektgedanken ein. |
Bei den Projektteilnehmern handelt es sich um Schüler des Berufsvorbereitungsjahres „Lernwerkstatt – Holzwerkstatt“ der G8. In diesem Bildungsgang ist neben der fachlichen Vorbereitung auf das Berufsleben die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler von elementarer Bedeutung. Deshalb ist ein ganzheitliches Unterrichtskonzept unumgänglich, mit dessen Hilfe die Schüler den Unterricht sowohl für sich persönlich als auch für die soziale Gemeinschaft als eine sinnvolle Förderung begreifen. Ausgangspunkt dafür ist das Holzrecycling alter Schultische aus Hamburger Schulen, aus denen die Schüler hochwertige Verkaufsobjekte herstellen, die sie auf Kunsthandwerkermärkten verkaufen. Der Erlös dient zur Finanzierung „ihres Eigenanteils“ am Projekt „Solidarität macht Schule. Dieses ist umso wichtiger, als dass die meisten Schüler aus Familien kommen, die hier in Deutschland als arm eingestuft sind und Unterstützung durch das System der sozialen Sicherung erhalten. Die Jugendlichen übernehmen Mitverantwortung für die Finanzierung und werden im Aufbau eines positiven Selbstbildes unterstützt. Ihnen wird durch die Gespräche an den Verkaufsständen deutlich, dass ihr „Tun“ auf Interesse und auch Anerkennung innerhalb der Bevölkerung trifft. Sie erhalten externes positives Feedback, das sie stark motiviert. Der besondere pädagogische Gehalt dieses Projektes besteht in der aktiven Umsetzung der geplanten Entwicklungszusammenarbeit vor Ort durch die Schüler. Der Schulunterricht wird so mit einer erlebnispädagogischen Dimension angereichert, durch die erst eine tief greifende und nachhaltige Persönlichkeitsentwicklung realisiert werden kann. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Niger sind durch das Fehlen der gewohnten Infrastrukturen (z.B. asphaltierte Straßen, fließendes Trinkwasser, Strom, Einkaufsmöglichkeiten usw.) sowie durch extreme klimatische Bedingungen charakterisiert. Dazu kommt eine völlig ungewohnte soziale Umgebung hinsichtlich Sprache, Kultur, Religion, Hautfarbe und Verhaltensnormen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen während ihres Aufenthaltes in Kannaré sehr schnell begreifen, dass ernsthafte Erwartungen an sie gestellt werden und die Bewältigung des Neubaus eine echte Herausforderung ist. Keiner der Projektbeteiligten kann sich der Realität vor Ort verschließen, Armut bekommt ein Gesicht. Der Wille vor Ort etwas zum Positiven zu verändern ist nicht mehr nur allein ein Gedanke im Kopf, sondern ergreift auch die Herzen der Schüler. Die Schüler leisten Unglaubliches, seien es die körperlichen Anstrengungen auf der Baustelle, die erfolgreichen Konfliktlösungen innerhalb der Gruppe, das Verarbeiten persönlicher Problemlagen wie z.B. Heimweh oder das reibungslose Zusammenarbeiten und –leben mit der Dorfbevölkerung. Sichtbarer Ausdruck dieses Engagements sind die bisher erreichten Ziele, d.h. z.B. der elektrifizierte Neubau der Dorfschule Kannaré 2008. Die beteiligten Jugendlichen leisteten und leisten etwas, das ihnen kaum jemand zutraut und schütteln das negative Image des „Störers“ ab, das im Zusammenhang mit benachteiligten Jugendlichen immer wieder durch die Presse geistert. Das Projekt „Solidarität macht Schule“ leistet in diesem Sinne Außergewöhnliches und die "Entwicklungszusammenarbeit auf Gegenseitigkeit" führt dazu, dass sowohl unsere deutschen als auch die nigrischen Schüler vom Projekt profitieren.
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